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Zwerg-Zebus beweiden den Kindel im Nationalpark Hainich

Pressemitteilungen vom

Zwerg-Zebus beweiden den Kindel im Nationalpark Hainich
Zwerg-Zebus sind ab sofort auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Kindel im Einsatz. Foto: Denny Juchem

Naturschutz auf vier Beinen mit einer Prise Exotik


Im Nationalpark Hainich sorgt eine besondere Tierart für eine naturnahe Landschaftspflege: Zwerg-Zebus, eine robuste Rinderrasse ursprünglich aus Südasien stammend, sind ab sofort auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Kindel im Einsatz. Ziel ist es, wertvolle Offenlandbereiche zu erhalten und die Artenvielfalt des Gebietes zu fördern.

Der Kindel ist ein großflächiger Offenlandbereich im Süden des Nationalparks Hainich. Jahrzehntelange militärische Nutzung schuf hier eine einzigartige Landschaft aus artenreichen Magerrasen und lockerem Gehölz. Von Natur aus, ohne regelmäßige Pflege, würden diese Strukturen zunehmend verbuschen und langfristig verschwinden. Genau das soll hier vermieden werden. „Zwerg-Zebus sind ideal für diese Aufgabe“, erklärt der Leiter der Nationalparks Hainich, Rüdiger Biehl. „Sie sind klein, genügsam und sehr robust. Sie fressen vor allem Gräser, die andere Arten wie Schafe und Ziegen stehen lassen würden. Das wiederum fördert den Kräuterreichtum auf der Fläche. Diese Blüten sind Nahrungsgrundlage beispielsweise des seltenen Goldenen Scheckenfalters, der hier vorkommt“, erklärt der Nationalparkleiter weiter. 

Die Tiere stammen aus der Familienkommunität SILOAH e.V. in Frankenroda. Die Beweidung im Nationalpark erfolgt extensiv und tiergerecht in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Die eingesetzte kleine Herde besteht aus 12 weiblichen Tieren. Derzeit gewöhnen sich die Tiere auf einer umzäunten Fläche am Silbersee an ihre neue Umgebung und ihre neuen Mitbewohner. In wenigen Tagen werden dann die bereits eingewöhnten Ponys gemeinsam mit den Zwerg-Zebus auf der gesamten Weide nördlich des Nachtigallenwegs stehen. Besucherinnen und Besucher können die Herde vom Weg aus beobachten 

Die Maßnahme ist Teil eines umfassenden Pflegekonzepts für den Kindel. Sie wird durch ein wissenschaftliches Monitoring begleitet und evaluiert. Langjährige Erfahrungen aus anderen Beweidungsprojekten mit Zwerg-Zebus in Deutschland lassen aber sehr positive Effekte auf die Pflanzen- und Insektenvielfalt erwarten. Mit dem Einsatz der Zebus verbindet sich naturschutzfachliches Know-how mit einer Prise Exotik – und einem nachhaltigen Beitrag zum Erhalt wertvoller Lebensräume mitten in Thüringen.

 

 

Hintergrund: Was sind Zwerg-Zebus?
Zwerg-Zebus gehören zur Unterart der Buckelrinder und stammen ursprünglich aus Südasien. Sie gelten als ein besonders widerstandsfähiges, ruhiges, umgängliches und anpassungsfähiges Rind mit ausgeprägtem Herdenzusammenhalt. Zwerg-Zebus sind dafür bekannt, sehr hohen Temperaturen standhalten zu können. Aufgrund von sehr aktiven subdermalen Schweißdrüsen und Muskeln wirkt die Haut sowohl effektiv kühlend als auch parasitärem Befall entgegen. Zwerg-Zebus erreichen eine Widerristhöhe von bis zu 130 cm. 
Durch ihr geringes Gewicht, die kleinen Hufe und der Eigenschaft, Trampelpfade anzulegen, wird die Grasnarbe eher gering belastet und Trittschäden halten sich in Grenzen. In Europa werden sie zunehmend in der Landschaftspflege eingesetzt – besonders in schwer zugänglichen oder mageren Flächen wie im Nationalpark Hainich. 

 

 

Cornelia Otto-Albers
Pressesprecherin