Steinbergweg

Der Steinbergweg

Dieser Rundweg zeigt die andere Seite des Nationalparks Hainich: wertvolle Offenlandflächen. Sie bieten seltenen Tierarten einen Lebensraum. Ebenso können Wanderer wunderschöne Fernblicke in das Thüringer Becken, zum Thüringer Wald und auf die umliegenden Ortschaften genießen. Zahlreiche Sitzraufen laden zum Rasten ein.

Wer Glück hat, kann auf den Flächen den Schäfer entdecken, der hier noch ganz tradidtionell mit Hunden seine Schafherde über die Flächen führt. Namensgebend ist der Steinberg (344 ü NN), den der Weg umrundet.


Symbol
Ammonit – ein ausgestorbenes Tier, das oft als Versteinerung im Gebiet gefunden wurde. 

Länge
10 km

Startpunkt
Am Parkplatz "Thiemsburg" unweit des Nationalparkzentrums.

Adresse:
Nationalparkzentrum 
Thiemsburg 1
99947 Schönstedt

Schwierigkeitsgrad
leicht


Wegbeschreibung

Ausgangspunkt
Der Weg führt zunächst 100 m parallel zur Straße, um dann nach rechts in den Wald abzubiegen. Hier findet man auf kleinster Fläche eine große Zahl verschiedener Laubbaumarten, u.a. auch die seltene Elsbeere. Im Frühjahr sind Orchideen zu bewundern. Wir folgen nun dem Weg nach links hinab zum Steingraben.

Durch den Steingraben
Der Steingraben ist ein typisches Beispiel für die nur periodisch wasserführenden Bäche des Hainich. Nur nach starken Niederschlägen oder während der Schneeschmelze fließt hier Wasser, deshalb ist er meist lediglich mit Steinen gefüllt. Ansonsten versickert das Wasser im verkarsteten Untergrund, wird unterirdisch nach Nordosten geleitet und tritt erst am Fuße des Hainich in Form von Karstquellen wieder zutage. Nach Überqueren des Steingrabens gelangt der Wanderer in einen Buchenwald mit artenreichem Unterwuchs.

Buchenwald
Im Frühjahr erfreuen im Buchenwald beispielsweise die weiße Blütenpracht der Maiglöckchen, die duftenden Blüten vom Seidelbast und die zarten Waldveilchen das Auge des aufmerksamen Wanderers. An den eingestreuten Nadelbäumen lässt sich noch das Wirken des Menschen erkennen. Der Wanderweg führt an einigen umgestürzten Bäumen entlang, dem liegenden Totholz. Hier kann man die großen runden Wurzelteller der Bäume anschauen.

Der Weg verlässt den Buchenwald. Am Waldrand fallen ausladende Eichen und mächtige Feldahorne (ein mehrstämmiger Feldahorn ist der dickste seiner Art im Nationalpark) auf. Der Wanderer blickt nun auf mit Büschen und Hecken bestandene Grasflächen.

Vom Truppenübungsplatz zum Lebensraum Offenland
Das Gelände gehörte seit 1971 zum Truppenübungsplatz Weberstedt. Hier fanden die Taktikausbildung und militärische Übungen statt. Die Grasflächen wurden bis 1998 mit Schafen beweidet, um die Sukzession, d.h. die natürliche Entwicklung hin zum Wald, aufzuhalten und die Flächen befahrbar zu halten. Bewehrte Pflanzen wie Schlehe und Hauhechel oder schlecht schmeckende und giftige Arten wie die ab Ende August in zartem Rosa erblühende Herbstzeitlose wurden durch die Beweidung gefördert.

Im Ergebnis entstanden wertvolle extensiv genutzte Offenlandlebensräume, die in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft nur noch sehr selten zu finden sind. Sie bieten seltenen Vogelarten (bspw. Neuntöter), Schmetterlingen und Amphibien einen Lebensraum. Weitere typische Vogelarten dieser Flächen sind Feldschwirl, Feldlerche und Goldammer. Im Rahmen des NATURA 2000 Schutzgebietsnetzes werden sie auch heute besonders geschützt und durch Pflegeeingriffe und Beweidung offengehalten.

Der Steinbergweg folgt fast im gesamten Verlauf der Nationalparkgrenzen. So finden sich an einigen Abschnitten wenige Meter neben dem Weg intensiv landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen - der Gegensatz könnte nicht deutlicher sein.

Doline (Erdfall)
Bald passiert der Weg eine trichterförmige Vertiefung, an deren Grund eine alte Weide gedeiht. Es handelt sich hier keineswegs um einen Granattrichter, wie man aufgrund der ehemaligen militärischen Nutzung der Flächen vermuten könnte, sondern um eine sogenannte Doline (oder Erdfall). Sie ist im Zuge der Auswaschung eines unterirdischen Gipslagers gebildet worden, in deren Nachfolge der entstandene Hohlraum eingebrochen ist.

Atemberaubende Fernblicke
Auf dem weiteren Weg sind entlang eines Waldrandes im Frühjahr zahlreiche Kleingewässer vorhanden, die im Sommer austrocknen. Bald danach wird der Wanderer mit einem imposanten Fernblick auf den Thüringer Wald mit dem Großen Inselsberg belohnt. Eine Sitzraufe lädt zur Rast ein. Schließlich gelangt man in einen schönen lindenreichen Eichen-Hainbuchenwald, das Netzbornholz, dessen Boden im Frühling von einem prachtvollen Blütenteppich bedeckt ist. Mit etwas Glück ist hier der Mittelspecht zu entdecken.

Nach der Walddurchquerung stößt der Wanderer direkt an der Nationalparkgrenze auf den Waagebalkenweg. Links geht es wieder zurück zur Thiemsburg.

Im weiteren Wegverlauf fällt der dort angelegte Fichtenforst ins Auge. Der gesamte Fichtenbestand ist abgestorben. Sein Unterwuchs setzt sich fast ausschließlich aus jungen Buchen und Ahornen zusammen. Beides ein deutliches Zeichen dafür, dass Fichten hier von Natur aus nicht vorkommen. Seiner natürlichen Entwicklung überlassen wird sich der Fichtenbestand somit im Laufe der Zeit in einen Laubwald mit Buchendominanz umwandeln.

Der Weg wendet sich wieder nach Norden und wir wandern auf der Nationalparkgrenze. Am aus Bad Langensalza kommenden Radweg angelangt, biegt man nach links ab. Der Weg wird hier von den gelb-grünen, länglichen Blütenständen des Färberwaid, einer alten Färbepflanze, und den violetten, im Herbst braunen Blütenköpfen der Wilden Karde gesäumt. Ebenso passieren wir einem kleinen Bestand an Wacholder. Bald erreicht man wieder den Steingraben, wo man das anstehende Gestein gut erkennen kann.

Kalkgestein
Das helle Kalkgestein, aus dem sich der Hainich zusammensetzt, entstand vor etwas mehr als 200 Millionen Jahren. Damals befand sich das Gebiet des heutigen Hainich am Grunde eines flachen Meeres. Aus den abgelagerten Kalkschalen abgestorbener Meerestiere (u.a.) bildeten sich im Laufe von Jahrmillionen die Gesteinsschichten des Muschelkalk, aus dem sich der Hainich überwiegend zusammensetzt. Den letzten Kilometer, bevor man zum Ausgangspunkt zurück gelangt, legt der Wanderer wieder im Wald zurück. Der Weg verläuft hier an der Bachaue des Steingrabens entlang, wo im Frühjahr die Märzenbecher in großer Zahl zu bewundern sind.

Outdooractive