Wer den Wanderweg einmal im Frühjahr mit offenen Ohren begangen hat, braucht nicht mehr nach der Herkunft des Namens zu fragen ...
Der kurze Nachtigallenweg verläuft ausschließlich über die Freiflächen des südlichen Kindel, die durch Hecken und Gebüschgruppen abwechslungsreich strukturiert sind. Dabei führt er über die Sommerweide von Schafen und Ziegen, die hier die Flächen dauerhaft offenhalten und so wertvollen Lebensraum des Offenlandes erhalten. Insbesondere Ornithologen werden hier des Entdeckens nicht müde werden. Er ist in einer Stunde ohne Mühe zu erwandern, jedoch lädt er an verschiedenen Punkten auch zu längerem Verweilen ein. Besonders empfehlenswert ist es, die Runde in den frühen Morgenstunden oder gegen Abend zu erleben.
Symbol
Nachtigall
Länge
2,5 km
Startpunkt
Wanderparkplatz "Kindel" an der B 84
Schwierigkeitsgrad
leicht
Ausgangspunkt
Der Nachtigallenweg startet am Wanderparkplatz Kindel, unmittelbar an der B 84 zwischen den Orten Großenlupnitz und Behringen. Bereits am Wanderparkplatz besteht die Möglichkeit, auf großen Informationstafeln mehr zum Thema Offenland und Beweidung im Nationalpark Hainich zu erfahren. Gemeinsam mit dem Erlebnispfad Wilde Weide führt der Weg zunächst durch das große Besuchertor.
Auf dem „Generalsweg“ zum Aussichtsturm Wilde Weide
Der Generalsweg ist ein Plattenweg, der einst mit Panzern befahren wurde. Bereits ab 1870 wurden die umgebenden Flächen militärisch genutzt. In den 30er Jahren erwarb die Wehrmacht die Flächen und 1945 übernahm die Rote Armee das Gebiet. Fortlaufend wurden die militärisch genutzten Flächen erweitert. In den 60er und noch einmal in den 80er Jahren entstanden durch das Militär zur Anlage von Schießbahnen große Kahlschläge. Die Größe des Truppenübungsplatzes Kindel betrug 2540 Hektar. Zum Übungsbetreib kamen Einheiten aus der gesamten DDR. 1991 endete die militärische Nutzung und 1992 begann die Entsorgung militärischer Altlasten.
Vorbei an den Erlebnisstationen und Sitzmöglichkeiten des Erlebnispfades Wilde Weide erreichen wir den Aussichtsturm Wilde Weide. Es lohnt sich, zumindest die Terrasse des Turmes über einige Stufen zu besteigen. Von hier aus eröffnen sich schöne Blicke nach Norden, Osten und Westen. Im Norden kann man die Waldflächen des Nationalparks, aber auch die Wiederbewaldungsflächen des Kindel erkennen. Nach Westen sieht man die berühmte Wartburg. Rund um den Aussichtsturm liegen die Beweidungsflächen, nach Norden und Osten die Wilde Weide mit Pferden und Rinder, nach Westen die Sommerweide der Schafe und Ziegen.
Informationstafeln am Aussichtsturm informieren u.a. über das Ganzjahresbeweidungsprojekt Wilde Weide im Hainich wie auch über das grenzübergreifende Schutzgebietsnetz NATURA 2000.
Über die Weide der Schafe und Ziegen zur Beobachtungskanzel Silbersee
Zurück auf den Generalsweg geht es nun durch die Besucherschleuse auf die Weide der Schafe und Ziegen. Am Eingang informiert eine Tafel über das richtige Verhalten auf der Fläche. So beispielsweise sind Hunde an der kurzen Leine zu nehmen und die Weidetiere dürfen nicht gefüttert werden. Der Weg verläuft nun geradeaus über im Sommer wunderschön bunt blühende Wiesen. Nach einigen Metern zweigt der Erlebnispfad Wilde Weide nach links ab. Der Nachtigallenweg geht weiter geradeaus, die Wartburg immer im Blick. Informationstafeln entlang des Weges informieren an mehreren Stellen über die verschiedenen Aspekte der Beweidung im Nationalpark Hainich. Beispielsweise wird der seltene Goldene Scheckenfalter vorgestellt, der hier einen Lebensraum gefunden hat. Der Weg führt immer wieder auch durch Weiß- und Schwarzdornhecken, die im Frühjahr über und über mit Gespinsten übersäht sind. Die Räupchen fressen fleißig, so dass die Sträucher kurzzeitig recht kahl sind, dann aber wieder austreiben und spätestens im Sommer sieht man nichts mehr von den ehemaligen Untermietern.
Der Weg verläuft weiter an einem kleinen Steinbruch entlang. Hier die Bitte: Bauen Sie keine Steinmännchen! Lassen Sie auch hier das Motto „Natur Natur sein lassen“ gelten und bleiben Sie weiter auf den Weg!
Die Sitzraufe am „Am Schlangengraben“ lädt zu einer Pause ein. Keine Angst, giftige Schlangen gibt es im Nationalpark nicht. Lediglich die harmlose Ringelnatter kommt auf der Fläche vor.
Schon bald sieht man den Umkehrpunkt des Nachtigallenweges, die Beobachtungskanzel am Silbersee. Im Frühling findet die seltene Gelbbauchunke auf diesen Flächen zahlreiche Pfützen und kleine Tümpel zur Ablage von Laich. Eine Informationstafel informiert über diese unter Naturschutz stehende Bewohnerin des Nationalparks. Im Sommer, wenn lange keine Regen gefallen ist, sind die Pfützen und nassen Stellen ausgetrocknet. Die Funktion der kleinen Brücke erschließt sich dann nicht sofort.
Beobachtungskanzel Silbersee
Der Silbersee ist ein künstliches Gewässer, das geraume Zeit vor Gründung des Nationalparks als Rückhaltebecken angelegt wurde. Zur Zeiten der militärischen Nutzung sollen hier sogar Panzer gewaschen worden sein. Heute ist er das größte Stillgewässer im Nationalpark. Seinen Namen verdankt der See, ähnlich wie sein Namensvetter aus den Karl-May-Episoden, dem schillernden Lichtspiel der Wellen in der Abendsonne. Spätestens hier zahlt es sich aus, ein Fernglas dabei zu haben, um die Wasservogelwelt zu beobachten. Verschiedene Entenarten, Blässhuhn und Teichhuhn sind häufig zu sehen. Tafeln in der Kanzel erleichtern die Bestimmung der Vögel. Im Randgebüsch bauen hin und wieder Beutelmeisen ihre Nester.
Sonniger Rückweg zum Ausgangstor
Die Beobachtungskanzel ist der Umkehrpunkt des Weges. Am Gelbbauchunkenschild wenden wir uns nach rechts. Auch wenn man nicht das Glück hat, den Schafen und Ziegen, die hier leben, zu begegnet, sieht man doch ihre zahlreichen Spuren als Hinweis darauf, dass sie sich in diesem Bereich häufig aufhalten.
Der Rückweg verläuft ein stückweit entlang des Weidezaunes.
Ist der Weg auf der ersten Hälfte noch hier und da beschattet, ist der Rückweg sehr sonnenexponiert. An sonnigen, heißen Tagen an Sonnenschutz und ausreichend Getränk denken!
Wir laufen zunächst Richtung Beobachtungsturm Wilde Weide, wenden uns kurz vor Ende aber – wie die Ausschilderung zeigt – gemeinsam mit dem Erlebnispfad Wilde Weide nach rechts zum Ausgangstor und zum Parkplatz Kindel.
Bachaue und Informationspavillon
Nach dem Verlassen der Weide durchwandern wir eine Bachaue mit einem Wald aus Weiden (gemeint ist hier die Baumart), Hochstaudenfluren und Feuchtgebüsch. Im Frühjahr gibt hier das stimmgewaltige Nachtigallmännchen unverwechselbar den Ton an. Mehrere Brutpaare der "Königin der Nacht" werden als Stammgäste geführt. Somit ist auch Symbol dieses Weges, die Nachtigall, erklärt. Noch lange im Frühling plätschert und steht Wasser in diesem Bereich. Danach bietet sich noch einmal eine letzte Sitzgelegenheit. Der Informationspavillon bietet umfassende Informationen zu den Weidetieren, den Beweidungsprojekten, NATURA 2000 und auch über Aktuelles im Nationalpark. Nun sind es nur noch wenige Schritte und wir erreichen den Wanderparkplatz Kindel.