Die Betteleiche ist ein ganz besonderes Naturdenkmal und zugleich ein Symbol für die wechselvolle Geschichte des Hainich in der Mitte Deutschlands.
Dieser Wanderweg führt vorbei an zahlreichen kulturhistorischen Highlights im Nationalpark, wie dem Ihlefelder Kreuz, der Eisernen Hand oder auch dem Ihlefeld. Im Frühling führt der Weg durch herrlich blühende Bärlauch- und Lerchenspornbestände.
Symbol
Betteleiche
Länge
12 km
Startpunkt
Der Wanderweg beginnt an der Nationalparkinformation Kammerforst und man wandert entgegen des Uhrzeigersinns. Wer direkt im Nationalpark loswandern möchte, fährt bis zum Wanderparkplatz "Am Zollgarten" bei Kammerforst, wandert den Weg im Uhrzeigersinn und überquert am Ende die Wiesen hin zur Straße zum Wanderparkplatz.
Adresse:
Nationalparkinformation Kammerforst
Obergut Kammerforst Straße der Einheit
99986 Kammerforst
Schwierigkeitsgrad
mittel, auf langer Strecke überwindet man fast 200 Höhenmeter
Vom Obergut in den Buchenwald
In Kammerforst, erstmals im Jahre 860 erwähnt, drängen sich entlang der Straße zum Obergut Fachwerkhäuser eng aneinander. Im Obergut, einem Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert, befindet sich eine der vier Nationalpark-Informationen mit der Ausstellung "Wald im Wandel", die unbedingt einen Besuch lohnt. Hier treffen Wanderer auch immer einen Ranger an, der auf alle Fragen rund um den Nationalpark eine Antwort weiß.
Vom Obergut geht es bergauf die nächste Straße nach links und dann nach rechts auf die Reckenbühlstraße, die leicht bergauf an Streuobstwiesen vorbei bis zum Waldrand führt. Hier biegt der Weg nach links und verläuft entlang eines Lärchenwäldchens in den Bechstedter Grund, der seinen Namen nach der schon 1506 wüstgefallenen Dorfstelle Bechstedt östlich von Kammerforst hat.
Der Wanderer folgt nun kurz dem Grund in den Wald hinein. Nach einigen hundert Metern windet sich der Weg nach links bergauf in den Nationalpark. Wieder langsam bergab führend, wechselt das Waldbild kaum merklich vom Buchenwald zum Schluchtwald, geprägt von Esche und Ahorn.
Schluchtwälder sind bezeichnend für die vielen Trockentäler des Hainich, die nur wenige Tage im Jahr Wasser führen. In der Baumschicht haben Eschen und Ahorne die Buche abgelöst. Frühblüher bilden auf dem Talgrund farbenfrohe Teppiche - die Farbpalette reicht vom Weiß der Märzenbecher und Buschwindröschen über Rotviolett des Hohlen Lerchensporns und Blau der Leberblümchen bis zum Gelb von Scharbockskraut, Wald-Goldstern, Gelbem Windröschen und Hoher Schlüsselblume.
Durch den Thamsbrücker Grund
Entlang des Thamsbrücker Grundes sind Grenzsteine mit folgenden eingearbeiteten Buchstabenfolgen zu finden: THB für Thamsbrück, vH für "von Hopfgarten", die ehemaligen Besitzer des Ihlefeldes, und GF für Gemeinde Flarchheim. Nach rechts geht es nun über eine massive Holztreppe bergauf bis zum Breiten Weg (Teil des "Waagebalkenweges"). Hier biegt der Wanderer nach links und gelangt durch strukturreiche Laubwälder zur Betteleiche.
Betteleiche
Um die Betteleiche, die Hermann Gutbier schon 1894 beschreibt, rankt sich eine Sage: Früher legten Einheimische und Vorbeireisende Spenden und Bittzettel für die Mönche der Klause am Ihlefeld an dieser Eiche nieder. Um die Gaben vor dem Wetter zu schützen, schlugen die Mönche eine kastenförmige Aushöhlung in den Stamm des Baumes. Durch fortschreitende Verwitterung erhielt die Eiche langsam ihre Gestalt.
An der Betteleiche öffnet sich der Blick auf extensiv genutzte Wiesen, verwilderte Obstbäume und bei genauerem Hinsehen auf überwachsene Siedlungsreste - auf die legendäre Wüstung Ihlefeld.
Ihlefeld
Die Geschichte des Ihlefelds beginnt um 1110 - die Bruderschaft des Heiligen Antonius bekam ein Waldgebiet geschenkt, in dem Mönche die Klause "Eilfelden" errichteten. Bald spielte diese eine wichtige Rolle als "Walpert", als Wallfahrtsort. 1443 wurde die Klause vom St. Katharinen Kloster Eisenach erworben und vor allem als Wirtschaftshof genutzt. Reformation und Bauernkrieg beendeten dann das religiöse Leben im Hainich. Das Ihlefeld gelangte nun als Lehngut in den Besitz derer von Hopfgarten. 1964 wurden, aufgrund der Errichtung des Truppenübungsplatzes Weberstedt, die Gebäude des Ihlefeldes abgerissen. Auf dem Kellergewölbe eines ehemaligen Forsthauses entstand 1995 eine Schutzhütte, die heutige Schutzehütte Ihlefeld.
Auf dem breiten Fahrweg geht es weiter vorbei am links im Wald liegenden Ihlefelder Kreuz, dem ältesten Flurdenkmal des Hainich, bis zur Kreuzung mit der "Eisernen Hand". Hier folgt der Wanderer vorerst dem Ringfinger Richtung Craula - Gotha (geradeaus).
Eiserne Hand
Die Eiserne Hand wird im Langensalzaer Amtsbuch schon 1554 erwähnt. Die eigenwillig gebogenen Finger des geschmiedeten Kunstwerkes weisen auf verschiedene Orte in und um den Hainich hin. Das Original der Eisernen Hand befindet sich in Mülverstedt.
Nach ungefähr 250 m biegt der Betteleichenweg nach links auf die Triftchaussee, von der man wiederum nach links auf die Wiederbewaldungsflächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Weberstedt gelangt.
Sukzession
Sukzession bedeutet im Hainich Entwicklung zum Laubmischwald. Nach Ende der militärischen Nutzung und der Schafbeweidung kann man nun auf den ehemaligen Schießbahnen Sukzession vom dichtfilzigen Gräserstadium mit Disteln, Karden, Wegwarte und Johanniskraut am Wegesrand über das nach und nach dichter werdende Gebüschstadium aus Schlehen und Rosen bis zum Eschen-Jungwald beobachten.
Bevor man den Wanderparkplatz "Am Zollgarten" erreicht, ist linkerhand ein artenreicher Waldrand ausgebildet. Vom Parkplatz kann man einen beeindruckenden Blick über das Thüringer Becken genießen.
Eine gepflasterte Straße führt wieder zurück nach Kammerforst.