Pilze

Leben auf dem Holzweg

Gerade alte, ungenutzte Wälder mit viel Totholz wie im Nationalpark Hainich stellen ein Eldorado für Pilze dar.

Wenn Buchen altern, verlieren sie ihre Widerstandskraft und Baumpilze nehmen ihre Arbeit auf: Sie durchdringen mit ihren Wurzeln langsam das Holz und besiedeln die Bäume. Stämme und Kronen sterbender Buchen sind nicht selten von 20 Pilzarten gleichzeitig bewohnt, besonders gern vom Zunderschwamm.

Derzeit sind im Nationalpark über 1.600 Pilzarten nach­gewiesen, weit mehr als Pflanzenarten. Pilzkundler erwarten sogar, insgesamt mehr als 3.000 Arten zu finden. Ein beeindruckender Vergleich: 6.000 Großpilzarten sind in ganz Deutschland heimisch. Etwa 300 Pilzarten des Hainich sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Zahlreiche Arten kommen in Thüringen nur hier vor bzw. sind sogar bundesweit extrem selten. Damit hat der Nationalpark eine hohe Verantwortung für den Erhalt der biologischen Vielfalt.


Scheinbuchen-Fadenstachelpilz

Unter den vielen Pilzarten des Hainich gibt es auch wichtige Urwald-Zeigerarten. Eine im Hainich 1999 erstmals nachgewiesene Art galt in Thüringen als ausgestorben. Der seltene Scheinbuchen-Fadenstachelpilz wächst bevorzugt auf Buchen-Totholz und ist somit ein Indikator für naturnahe und naturbelassene Buchenwälder. 


Zunderschwamm

Wie die Buche steht der Zunderschwamm für den Nationalpark. An alten Buchen kann sein Fruchtkörper gewaltig groß und über zehn Jahre alt werden. Der Weißfäuleerreger kann mächtige Bäume tödlich schwächen. Seinen Namen bekam der Pilz zu einer Zeit, als Brennstoffe noch aus dem Wald geholt wurden – er brennt wie Zunder.


Ästiger Stachelbart

Der Fruchtkörper dieser besonders seltenen und schönen Art erinnert an eine filigrane weiße Koralle. Im herbstlichen Hainich kann man ihn mit etwas Glück an stehenden, meist abgestorbenen oder gebrochenen alten Buchen entdecken. Der stark gefährdete Pilz kommt kaum noch außerhalb naturnaher Wälder vor.


Hinweis: Pilze sammeln im Nationalpark Hainich

Das Sammeln von Pilzen in geringer Menge ist in der Zone 2 des Nationalparks für den Eigenbedarf in der Zeit vom 1. Juli bis zum 15. November erlaubt. Gleichwohl sollten Besucher im Interesse einer ungestörten Entwicklung darauf verzichten und sich damit begnügen, die Schönheit und Vielgestaltigkeit der Pilze im Nationalpark zu bewundern.

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