Der Tag geht los, wie die meisten hier im Hainich. Morgens treffen wir uns in der Verwaltung, ab ins Auto und losgedüst Richtung Nationalpark. Heute steht eine Führung an der Thiemsburg an, Spurensuche mit einer 6. Klasse. Wir finden eine hierfür besonders geeignete Stelle, es wimmelt nur so vor Trittsiegeln und es gibt ein besonderes Highlight: Dachse haben hier über Generationen hinweg ein riesiges Tunnelsystem erschaffen. Es heißt, dieser Dachsbau besteht schon seit über 30 Jahren. Die Kinder sind begeistert.
Nach der Führung haben wir uns noch etwas besonderes vorgenommen: wir wollen den Edi-Tower erkunden, einen 44 Meter hohen Messturm, an dem Sensorik für Forschungszwecke montiert ist. Dieser Turm soll schon von unten unfassbar beeindruckend sein und ich habe mir gewünscht, ihn während meines Praktikums einmal zu besuchen. Heute ist es soweit. Damit wir dort nicht mit leerem Magen aufschlagen, kehrt das ganze Team noch kurz in der Hainichbaude ein. Es gibt Kaiserschmarrn und Apfelschorle. Lecker!
Gestärkt laufen wir los, über einen Trampelpfad rein in den Wald bis zum Edi-Tower. Aber was ist das? Wir sind nicht alleine hier. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass an dem Turm gearbeitet wird. Ein Forschungsteam der Uni Göttingen ist grade zusammen mit Kollegen der Uni Leicester aus England damit beschäftigt, an der Spitze des Turmes neue Sensorik zu montieren. Das ist unsere Chance! Wir fragen, ob wir mit nach oben klettern dürfen und das Forschungsteam willigt ein. Toll! Höhenangst habe ich keine, dennoch wird mir etwas flau im Magen als es langsam heller wird, die Baumkronen sich lichten und wir schließlich 44 Meter über dem Boden auf dem Dach des Waldes stehen. Obwohl ich auch schon auf dem Baumkronenpfad war, ist dieser Ausblick nochmal viel beeindruckender. Vielleicht liegt es daran, dass wir auf einer Konstruktion aus Metallstangen stehen, die wackelt und einem Baugerüst ähnelt. Aber es bleibt keine Zeit, Angst zu bekommen. Denn das Forschungsteam gewährt uns spannende Einblicke in ihre Arbeit und erklärt, wofür die Messgeräte, die sie grade montieren, gebraucht werden. Wir stehen über den Baumwipfeln und haben das Gefühl, eins mit dem Wald zu werden.
Unten angekommen geht es sofort weiter, denn der Tag ist noch nicht vorbei. Es steht noch eine Insektenexkursion mit einem Experten der TU München auf dem Plan. Zusammen mit unseren Kollegen horchen wir interessanten Fakten über Lebewesen, die oft viel zu wenig wertgeschätzt werden. Dann fangen wir an zu keschern. Rechts, links, rechts, links – 30 Mal schwenken wir durch die Wiese laufend den Kescher. Anschließend werden die Insekten, die uns ins Netz gegangen sind, vorsichtig in Becherlupen verfrachtet und gemeinsam mit unserem Insektenexperten begutachtet und bestimmt.
Langsam neigt sich dieser abwechslungsreiche Tag seinem Ende zu. Wir laufen alle wieder zum Auto und fahren zurück in die Verwaltung. Noch kurz auspacken und dann ist auch schon Feierabend. Schön war’s heute. Ich bin gespannt, was morgen kommt, denn im Hainich gibt es jeden Tag etwas Neues zu entdecken.
Anna Marquardt
Commerzbank-Umweltpraktikantin