Hallo liebe Waldfreunde!
Am 28. März 2022 durfte ich den zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Markus Gresser auf seiner erlebnisreichen Arbeit im Nationalpark Hainich begleiten. Seit Juni 2019 ist er einer der 23 Ranger*innen in unserem Team. Zu seinen täglichen Aufgabengebieten gehören die Öffentlichkeitsarbeit, Arten- und Biotopschutz, Gebietskontrolle und vieles mehr.
Heute begleite ich Markus beim Specht-Monitoring: Hierbei wandern wir auf leisen Sohlen durch das Laub der Rotbuchen. Wir befinden uns im Herzen unseres UNESCO-Weltnaturerbes, auch Kernzone genannt. Dieser Bereich ist besonders geschützt und für Wanderer nur eingeschränkt begehbar. Herabfallende Äste und moosbewachsene
Bäume prägen hier die urwaldartigen Waldbestände. Die Natur darf sich vom Menschen ungestört entwickeln.
Es raschelt und knackt im Unterholz. Mit genauen GPS-Daten können wir die Standorte der letzten Specht-Sichtungen einwandfrei ausmachen. Heute sind insgesamt 11 Orte zu begutachten. Markus holt aus seinem Wanderrucksack eine Bluetooth-Box, die er an einer nahegelegenen Buche befestigt. Aus seiner Tasche zückt er sein Smartphone und lockt mit Specht-Rufen und Trommelgeräuschen Kleinspecht und Mittelspecht heran. Er dokumentiert jede Spechtart und erfasst deren genaue Flugrichtung.
Pssst – habt ihr das gehört? Kurzerhand fliegt ein Grauspecht-Pärchen über unseren Köpfen hinweg. Dort drüben, auf einer jungen Esche haben sie sich niedergelassen und bekunden einander die Fremdlinge ihres Brutreviers. Weiter geht es entlang an Bärlauch-Teppichen, Leberblümchen, Buschwindröschen und frischem Bingelkraut zum nächsten Standort.
Leise horchen wir auf unserer Wanderung den Stimmen des Waldes. Markus imitiert für den Vorführeffekt seinen besten Grauspecht-Ruf. Lauter Stare schwirren um uns herum.
Sie brüten meistens in verlassenen Spechthöhlen und können geschickt die Laute verschiedenster Vögel imitieren. Sogar bei Hühnern sollen sie sich schon einmal in Konkurrenz geübt haben.
Da dort drüben hinter der Baumreihe hat uns gerade ein Damwild-Rudel entdeckt. Schnell ist es geflüchtet und außer Sichtweite… Immer wieder hören wir die
wachsamen Warnrufe der Kolkraben. Auf einem Baumstamm spaziert gerade ein Kleiber. Er ist auf Futtersuche und bewegt sich flink am Baumstamm hoch und hinunter. Auch Hohltauben hören wir in der Ferne. Die Weibchen legen ihre Eier in alte Schwarzspechthöhlen.
Mit achtsamen Blicken und aufmerksamen Gehör haben wir schnell alle Spechtarten dokumentiert. Nun leiten uns Buchfink und Meise zurück zum Wanderparkplatz.
Letzte Aufgabe des Tages ist die Kontrolle der Batterien von eingezäunten Taubenskabiosen-Jungpflanzen auf dem Offenland im Kindel. Die Jungpflanze dient als Nahrungsquelle der Raupe. Sie wurden im vergangenen Herbst gepflanzt, um den Bestand des Skabiosen-Scheckenfalters zu unterstützen und um die Population der Skabiosen weiter zu vergrößern. Die Schmetterlingsart ist eine der deutschlandweit individuenreichsten Vorkommen im Nationalpark Hainich. Damit Wildverbiss vermieden wird, hat der Nationalpark die wertvollen Pflanzen mit Zäunen umgeben. Diese müssen regelmäßig gewartet werden. Markus kontrolliert deren Stromstärke mit einem professionellen Prüfgerät, wechselt leere Batterien und mäht im Sommer den Rasen unter dem Elektrozaun.
Résumé des heutigen Arbeitstages: Leider haben wir die flinken Handwerker nicht alle zu Gesicht bekommen. Eine Filmaufnahme von Herrn Kleinspecht ist uns jedoch
gelungen. Es war mir ein Vergnügen, Markus auf seiner Arbeit zu begleiten!
Bis bald im Wald!
Euer Eric




